Kleinfeldt

Fotografien 1920-2010

Der in der dritten Generation geführte Familienbetrieb Foto Kleinfeldt ist mittlerweile einer der ältesten Geschäfte in Tübingen und seit fast 85 Jahren in der Mühlstraße ansässig. Firmengründer Walter Kleinfeldt hatte verschiedene Standbeine: den Postkartenverlag und den Handel mit fotografischen Artikeln und Geräten. Er war Ausbilder der Laboranten und Fotografen an der Universität, veranstaltete Fotokurse und Exkursionen und er fotografierte journalistisch für die Tübinger Chronik, war insofern auch Rädchen in der NS-Propagandamaschinerie.

Das Bildarchiv Foto Kleinfeldt hat die Zeit fast vollständig überdauert – darunter rund 50.000 Kleinbildnegative aus den dreißiger bis fünfziger Jahren, 1.000 Farbdiapositive aus der Frühzeit der Farbfotografie und unzählige großformatige Glasnegative, die als Vorlagen für die Bildpostkartenproduktion gedient haben. Ebenso erhalten geblieben sind die Alben mit den Postkartenmustern und ein großer Teil der Geschäftskorrespondenz sowie jene Kladden, in denen man die verkauften Kameras samt Seriennummern, Preis und Anschrift der Kunden festgehalten hat. Das gut dokumentierte Archiv befindet sich noch in den ursprünglichen Räumlichkeiten.

Für den Fotohistoriker ist ein weitgehend authentisch überliefertes Archiv ein seltener Glücksfall. Die Bilder geben einen Einblick in die Geschichte der Universitätsstadt Tübingen, der Nachbarstadt Reutlingen, der Neckaralb-Region und darüber hinaus. Sie sind berührende Zeugnisse des gesellschaftlichen und politischen Wandels: vom Kaiserreich über die Weimarer Republik und den Nationalsozialismus hin zur jungen Bundesrepublik und in die heutige Zeit. Sie visualisieren die Regionalgeschichte des 20. Jahrhunderts und sind damit ein Teil unseres patrimonialen Erbes. Ihr öffentlicher und ideeller Wert kann nicht hoch genug geschätzt werden.