Zeit-Kunst gegen Diktatoren.

Politische Fotomontagen aus Frankreich, 1914-1940

Das Medium der Fotomontage hätte es ohne die Illustrierte wohl kaum gegeben. In den 1930er Jahren beeinflussten sich die Illustrierten und das Genre Fotomontage gegenseitig. Der Hauptprotagonist hieß John Heartfield. Er hatte nach dem Weltkrieg der Berliner Dada-Bewegung angehört und gilt als einer der Erfinder der politischen Fotomontage. Auf den Titelblättern der auflagenstarken deutschen Arbeiter Illustrierte Zeitung (AIZ) nahmen seine Werke Partei gegen den Faschismus. Auch in Frankreich waren seine Montagen überaus populär. Das „Maison de la Culture“ richtete 1935 in Paris eine erste Retrospektive seiner Werke aus. 1933 floh Heartfield, mit der AIZ-Redaktion nach Prag, von wo aus die Illustrierte in verkleinertem Format bis 1938 weiterhin erschien.

Auf der anderen Seite des Rheins hatte sich indessen in den illustrierten Printmedien bereits seit 1914 eine eigenständige und bislang nur bruchstückhaft untersuchte Kultur der Fotomontage herauskristallisiert. Die Vorreiterrolle nahm seit 1914 das Wochenmagazin J’ai vu ein. Die Montagen konzentrierten sich thematisch auf die nationale und internationale Politik, befassten sich aber ebenso mit Sport und Kultur. Keine der mehreren Hundert Montagen tragen eine Signatur. Neuere Studien haben herausgefunden, dass die Arbeiten möglicherweise auf den dänischen Künstler Marinus Jacob Kjeldgaard (1884-1964) zurückgehen, der 1910 aus Kopenhagen nach Paris emigriert war. Seine Titelmontagen sind plakativ, sie polarisieren zumeist zwischen zwei Personen, und sie nehmen in ihrer grotesken Form der Visualisierung bereits den Dadaismus vorweg. Oft nutzt Marinus zudem den Zeichenstift, um seine Bildanimationen zu vervollständigen. Weitere politische Fotomontagen wurden in den 1920er und 1930er Jahren in den Illustrierten VU und VOILÀ veröffentlicht.